Der oft unterschätzte Faktor in KI
- Torsten Steiner
- 1. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Warum fehlende Kompetenz Unternehmen mehr kostet als jedes KI Tool

1 | Ein glänzendes Versprechen, dann kommt die Realität
Künstliche Intelligenz ist zum Buzzword geworden. Von Chatbots bis Predictive Analytics: Vorstände lieben die Schlagzeilen, Einkaufsteams lieben die Tool-Demos – und Budgetfreigaben sind plötzlich kein Problem mehr. Doch in vielen Investment- und Immobilienfirmen bleibt ein entscheidender Hebel auf der Strecke: die interne KI-Kompetenz.
2 | Der Kompetenz-Gap in Zahlen
< 3 % der europäischen Finanz- und Immobilienunternehmen geben an, einen klar definierten KI-Weiterbildungsplan zu besitzen.
> 60 % der gekauften KI-Softwarelizenzen werden nur rudimentär genutzt – hauptsächlich für Basisberichte statt für echte Modellierung.
Ø 9 Monate dauert es laut Gartner, bis eine neue KI-Lösung im Tagesgeschäft ankommt – wenn überhaupt.
(Quellen: Gartner AI Adoption Survey 2025, Deloitte Tech Trends Report 2024)
3 | Warum teure Tools allein nichts lösen
Fehlende DatenkompetenzOhne Verständnis für Datenqualität, -ethik und -modellierung wird das schönste Dashboard zur Black Box.
Use-Case-LückeMitarbeitende erkennen ihre eigenen Pain Points oft besser als jede Beratung – doch sie werden selten in Workshops eingebunden.
Change-Management-BlindspotKI verändert Prozesse, Rollen und KPIs. Wer diese Dimension ignoriert, erntet Widerstand statt ROI.
4 | Besonders kritisch: Investment & Real Estate
Herausforderung | Typisches Versäumnis | Auswirkung |
Portfolio-Bewertung | Automatisierte Bewertungsmodelle werden eingekauft, aber Analysten verstehen die Parameter nicht. | Fehlende Akzeptanz, manuelle Doppelarbeit |
Risk-Scoring | Externe KI-Ratings werden ohne internes Review übernommen. | Risiko von Fehlklassifikationen |
Akquise-Forecasts | Forecast-Tools bleiben Spielwiese der IT. | Vertriebsteams arbeiten weiter mit Excel |
5 | Roadmap zur KI-Kompetenz
Skill-Assessment vor Tool-AuswahlPrüfen Sie, welche Rollen welches Wissen brauchen – und investieren Sie dort zuerst.
Pilot-Workshops mit FachabteilungenEin kleiner, realer Use Case (z. B. Leerstandsprognose für ein Objekt) schafft Proof-of-Concept und internes Vertrauen.
KI-Buddies etablierenMitarbeitende mit tech-affinität coachen Kollegen in kurzen „Lunch-&-Learn“-Sessions.
ROI-Metriken neu definierenNicht nur Einsparungen messen, sondern auch Kompetenzzuwachs und Prozessgeschwindigkeit.
Iteratives UpskillingMicro-Learning-Formate (10-Min-Videos, Quiz-Apps) verankern Wissen nachhaltiger als ein Zwei-Tage-Seminar.
6 | Kosten vs. Nutzen: Ein Rechenbeispiel
Szenario | Kosten Software/Jahr | Schulungskosten | Effizienzgewinn | Break-Even |
Nur Tool | 120 000 € | 0 € | +5 % | > 5 Jahre |
Tool + Training | 120 000 € | 40 000 € | +22 % | < 18 Monate |
7 | Fazit
Der wahre Game-Changer in der KI-Einführung ist nicht das nächste große Modell, sondern die Fähigkeit Ihrer Mitarbeiter, es kompetent einzusetzen. Wer nur einkauft, kauft zweimal: erst die Software, dann die enttäuschte Erkenntnis. Wer dagegen in Kompetenz + Kultur investiert, schafft eine Organisation, die KI nicht nur nutzt, sondern versteht – und damit Wettbewerbsvorteile realisiert, die kein Lizenzvertrag versprechen kann.
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